Z E I T F R E I
Die Ewigkeit hat keine Zeit.
Unter dem Motto „zeitfrei – die Ewigkeit hat keine Zeit“ fand vom 10. bis zum 15. April 2018 die zweite Ausgabe des Zeitfestivals Zürich im Theater Stok
statt. In dreizehn Veranstaltungen spürte das Festival Fragen und Gedanken zur Ewigkeit nach. Wie schon beim ersten Zeitfestival 2016 reichte dabei das Spektrum der Veranstaltungen von der Diskussionsrunde über neue, neuste und alte Musik bis hin zur Vernissage, dem Jazzkonzert und mehreren Veranstaltungen für Kinder. Eine genauere Beschreibung der einzelnen Bestandteile des Zeitfestivals 2018 findet sich im angehängten Abschnitt „Veranstaltungen“.
Durch die breite stilistische Streuung der einzelnen Veranstaltungen war es möglich sehr verschiedenen und spezifische Zielgruppen unter den Vorzeichen unseres Festivalthemas anzusprechen. Dadurch gab es praktisch bei jeder Veranstaltung ein „eigenes“ Publikum, statt eines Stammpublikums, welches alle Teile des Festivals besucht hätte. Dennoch gab es jeweils beim Publikum ein Bewusstsein für das Festival als Ganzes. Das Erreichen der Zielgruppen hat folglich auch sehr unterschiedlich funktioniert.
Die inhaltliche Vertiefung und die qualitative Steigerung der Angebote im Vergleich zur ersten Festival-Ausgabe sind große Erfolge, die wir mit viel Freude und Dankbarkeit erreichen konnten. Strukturell ist besonders das reibungslose und unkomplizierte Ablaufen aller technischen und organisatorischen Vorgänge in der und um die Festivalwoche als Erfolg zu verbuchen. Dieser ist auf eine gute Planung und vor allem auf einen beeindruckenden und leidenschaftlichen Einsatz unseres größtenteils ehrenamtlichen Helferteams zurückzuführen. Den Aufbau dieses Helfernetzes und die konstruktiv umgesetzten Erfahrungen aus der Durchführung des ersten Festivals sind für uns ebenfalls ein großer Erfolg.
Es fand im Vorfeld des Festivals eine größere Flyer-Aktion in spezifischen Zürcher Kulturstätten und Gastgewerben mit mehreren Hilfskräften und eine entsprechende Plakat-Aktion statt. Dazu kam eine gezielte Bespielung der Kanäle sozialer Medien und Netzwerke mit Festival-Werbung und -Informationen.
Im Tagblatt erschien zudem ein Interview mit der Festivalleitung, welches sehr wohlwollend auf das Festival in seiner ganzen Breite hinwies.
In den letzten Wochen vor dem Festivalbeginn starteten wir zusätzlich einen Kino-Spot in einigen Kinos in Zürich.
Die Publikumsresonanz war durchgängig sehr positiv und hat uns Mut für die weitere Arbeit auf eine dritte Festivalausgabe hin gemacht.
Das zweite Zeitfestival wurde von Zuschauer_Innen, Mitwirkenden und der Festivalleitung als voller Erfolg empfunden. Das Niveau der Konzerte, die konzeptionelle inhaltliche Führung der Abende und der Dramaturgie der ganzen Festivalwoche sowie die Abläufe der Infrastruktur wurden erheblich verbessert. Dies führte zu einem stimmigen und überzeugenden Festival. Als besonders erfreulich sind hierbei die Schärfung der thematischen Ausrichtung des Festivals, die Verbreiterung der künstlerischen Perspektiven durch Tanz, bildende Kunst, Lichtkunst und Poesie, und das Zusammenwachsen der Helfer zu einem eingespielten und leidenschaftlichen Team zu vermerken, was in dieser Kombination zu der einzigartigen gleichwohl familiären und professionellen Atmosphäre des Zeitfestivals führt. Festzuhalten gilt auch, dass in diesem Jahr mit insgesamt 13 Veranstaltungen an 6 Tagen deutlich mehr stattfand als bei der ersten Ausgabe (8 Veranstaltungen).
Sehr positive Rückmeldungen von Mitwirkenden und Gästen sind uns Bestätigung für die Dringlichkeit der durch das Festival bearbeiteten Themen und die Wirkung der
beschriebenen Atmosphäre.
Allerdings haben wir auch an den verschiedensten Stellen unserer Planung und Durchführung des Projektes Potential zur Optimierung entdeckt. Insgesamt verstehen wir uns als auf einem Entwicklungswege befindlich; das zweite Festival ist somit eine Station zwischen dem ersten und den kommenden. In diesem Sinne freuen wir uns schon auf das dritte Zeitfestival.
Die Zeitgeister,
Sophia Rieth, Jonas Ehrler und Dennis Bäsecke-Beltrametti
Schulkonzerte: Momo – 10.-12. 4. 2018:
Ein Ensemble um die Festivalleitung bot am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag gemeinsam mit der Schauspielerin Claudia Klopfstein die musikalische Lesung „Momo“ nach Michael Ende für Schulklassen dar. Dieses Programm wurde für die erste Ausgabe des Zeitfestivals konzipiert und in der Zwischenzeit weiterentwickelt. Die Geschichte um Momo, Meister Hora und die grauen Herren wurde dabei in kompakter Form vermittelt und durch einige interaktive Interventionen ergänzt. Alle drei Vorstellungen waren komplett an die Stadt oder den Kanton verkauft.
Zeitgespräche: Über die Zeit hinaus – 10. 4. 2018:
Zur offiziellen Eröffnung kam in den „Zeitgesprächen“ das Festivalpatronat in einen Austausch zum Thema. Prof. Dr. Christina Aus der Au, Daniel Fueter und PD Dr. Dr. Norman Sieroka umrissen ihre fachlichen und persönlichen Perspektiven auf das Festivalthema in Kurzreferaten. Zwischen den Beiträgen brachte die Cellistin Hyazintha Andrej die Sätze von Burkhard Kinzlers „time studies“ zur Uraufführung, welche dieser als musikalischen Kommentar für diesen Abend komponiert hatte. Anschließend entstand eine von Christine Stark (SRF) moderierte lebhafte Diskussion zwischen den Referent_Innen und dem Publikum, an die sich eine integrale Aufführung der „time studies“ als Abrundung eines anregenden Abends anschloss.
Installation und Performance: Sphärenmusik – 11. 4. 2018:
Am zweiten Abend des Zeitfestivals 2018 folgte mit SPHÄRENMUSIK die gelungene Feuertaufe des noch jungen Kollektiv Mycelium. Die vonseiten des Zeitfestivals in den Grundzügen konzipierte und von HannaH Walter ausgestaltete Veranstaltung wurde durch Mycelium einerseits mit anregenden Ausstellungsobjekten, andererseits mit sorgfältig ausgewählten Werken aus tausend Jahren Musikgeschichte bestückt – von Hildegard von Bingen über Schubert und Sciarrino bis zu Cathy van Eck, welche persönlich anwesend war. Die Aufführenden überzeugten im Besonderen durch eine stimmige, spannungsreiche Darbietung und bescherten so allen Anwesenden einen sphärisch schwebenden, mystischen Abend.
Inszeniertes Konzert: Danse Macabre – 12. 4. 2018:
Musik an der Schwelle zwischen Licht und Schatten. Im gut gefüllten Theater Stok präsentierte das Zeitfestival am Donnerstag Sophia Rieths inszeniertes Konzert „Danse Macabre“. Einfühlsam inszenierte und im Raum platzierte Musik aus sieben Jahrhunderten kreiste um den Moment des Todes. Das ritornellartig in verschiedenen Fassungen immer wiederkehrende „Komm süßer Tod“ fügte den Zeitverlauf zu einem immer wieder kreisenden Gebilde. Die Kreisform bestimmte auch die Bewegungen der Tänzerin Magdalena Oettl, die den ganzen Theaterraum in ihrer Performance erschloss. Durch die sensible Lichtgestaltung von Anna Wohlgemuth schienen die stillsten Momente des Konzertes wie zu Gemälden zu verschmelzen. So war ein Abend zu erleben, der die Frage nach Tod und Sterben so stellte, dass sie alles andere als bedrückend erschien und das Publikum begeisterte.
Vernissage: Aggregate – 13. 4. 2018:
Unsere Artist in Residence Marina Woodtli eröffnet Einblicke in ihre Arbeiten zum Themenkomplex Zeitverlauf, Vergänglichkeit und Neubeginn. Die Künstlerin begab sich in dieser Beschäftigung auf die Suche nach Kindheitserinnerungen, die einerseits erhalten und andererseits in ständiger Bewegung bleiben. Für diesen Zustand fand sie die den Gegenstand der Murmel als metaphorische Zeitkapsel, die sie in einem farbigen und dynamischen Tanz in ihren Bildern blühen ließ. Die Werke, die den gestalteten Theaterraum in der ganzen Woche mitbestimmten, rückten hier in den Fokus und die Künstlerin gab ihrem Publikum dazu auf unaufgeregte Art aufschlussreiche Hintergrundinformationen preis.
Poetry Slam: Götter des Planeten Erde – 13. 4. 2018:
Am frühen Freitagabend versammelte sich ein buntes Publikum im Theaterraum um den Slam Poeten zu lauschen. Mit Humor kreisten die Wortjongleure um verschiedene Themen, deren Gravitationszentrum Zeitbewusstsein in der heutigen Gesellschaft war. Angeheizt vom Slam-Master Joël Perrin feierte ein begeistertes Publikum die Poeten und schließlich den Slam-Sieger Marco Gurtner der mit einem Text über Sinn und Unsinn von Kunst und dem schmalen Grat dazwischen den Slam abschloss.
Jazzkonzert: Lemniscate – 13. 4. 2018:
Der Jazzschlagzeuger Arthur Hnatek präsentierte in dem Late Night-Fenster des Freitages ein neues experimentelles Format zwischen elektronischem Pop, Jazz und klanglichen Farbflächen. Seine kreisförmig angelegte Performance, die an diesem Abend ihre Uraufführung hatte, folgte musikalisch der Form einer Lemniskate und zeichnete so das Ewigkeitssymbol in den Klangzeitraum des Theater Stok. Hnatek weitete das Hören auf einen möglichen Klang der Ewigkeit im Spannungsfeld von zeitloser Trance und Konzentration auf das Jetzt. Ein kleines aber begeistertes Publikum folgte ihm auf dieser Reise.
Komponierkurs für Kinder: Weltraumsounds – 14. 4. 2018:
Am Samstagvormittag waren Kinder eingeladen sich mit Sophia Rieth und Rosanna Zünd auf die Suche nach Weltraumsounds zu machen. Die Kinder wurden liebevoll und spielerisch durch den Workshop geführt und lernten mit einfachen Mitteln Klangphänomene zu erzeugen und zu kombinieren. Das Ergebnis des Workshops kam im Kinderkonzert am Sonntag zur Aufführung.
Klassisches Konzert: Genius – 14. 4. 2018:
Am Samstagabend wurde das Theater Stok in ein überschäumendes Klangbad getaucht. 23 Streicher brachten unter der ekstatischen Leitung von Jonas Ehrler Beethovens große Fuge und Strauss‘ Metamorphosen zu Gehör. Die Klänge des für diesen Raum bombastischen Ensembles waren ausbalanciert in ihrer Bandbreite von zarten Tönen bis zum Fortissimo, welches das Theater buchstäblich erbeben ließ. Texte um das Konzept „Genius“, vorgetragen von Lena Conrad, rahmten die Musik inhaltlich ein und ließen den Abend zu einem erlebbaren Prozess vom streng Kontrollierten Geniestreich hin zur überbordenden Strahlkraft der Metamorphosen werden – ein berührender, erschütternder und berauschender Abend.
Stilles Konzert: Sound Of Silence – 14. 4. 2018:
Das Late Night-Konzert des Samstags setzte nach einem Konzept von Dennis Bäsecke-Beltrametti einen Akzent der Entschleunigung und Reduktion. Der Pianist Stefan Kägi spielte Anton Weberns Variationen für Klavier op. 27 in fünfzehnfacher Verlangsamung, während Luca Burkhalter (Zebra/ Baba Shrimps) das Klavier und den Raumklang sampelte und direkt zu einem Live-Remix verarbeitete. Dazu fügte Daniel Drognitz radikal reduzierte Visuals in das Arrangement der Reizunterflutung ein. Das abgedunkelte Theater Stok wurde durch den blauen Schimmer von 60 Funkkopfhörern erhellt, über die die elektronischen Klänge verfolgt werden konnten – das Konzert stellte einen leise feierlichen Abschluss der Abendveranstaltungen des Zeitfestivals 2018 dar.
Kinderkonzert: Professor Aeternus fällt ins All – 15. 4. 2018:
Rosanna Zünd (Komposition), Laura Göttlicher (Textbuch) und Sophia Rieth (Konzeption) entführten in ihrem neuen Kinderkonzert das Publikum in den Weltraum, wo es mit dem Protagonisten Aeternus andere Wesen, Denkweisen und Zeitwahrnehmungen kennenlernte. Das kunterbunte und vergnügliche Theatererlebnis verpackte so als Schlusspunkt der Festivalwoche das doch recht komplexe Dachthema in kindergerechte Form und schloss somit den Bogen zum Kinderprogramm vom Festivalbeginn. Außerdem war das Ergebnis des Kompositionsworkshops spielerisch in das Konzert integriert.
Wir freuen uns sehr, für das Zeitfestival 2018 ein Patronat gewinnen zu können, welches die vielschichtige Denkweise des Zeitfestivals repräsentiert. Daniel Fueter, hochgeschätzter Wegbegleiter seit den ersten Gehversuchen des Festivals und Schirmherr des Zeitfestivals 2016, PD Dr. Dr. Norman Sieroka, begeisternder Referent des Zeitfestivals 2016, und Prof. Dr. Christina Aus der Au, Philosophin und Theologin, sind auch persönlich zu erleben in den ZEITGESPRÄCHEN am Eröffnungsabend des Zeitfestivals 2018.
Musikmachen heisst: Zeit gestalten. Deshalb macht ein kleines, feines Festival, welches dem Thema Zeit gewidmet ist, Sinn und Freude. Ich wünsche den Zeitgeistern, dass ein zahlreiches Publikum sich für einen Besuch dieser zweiten Auflage des Festivals Zeit nimmt.
Daniel FueterMusiker
Das Zeitfestival ist ein multimediales, fröhlich-nachdenkliches, lebendiges, kreuzundqueres Festival, das “Zeit” in vielen Formen und Farben präsentiert, auslotet und feiert. Ich freue mich darüber, dass sich Menschen wieder die Zeit genommen haben, dies aufzugleisen und Besucherinnen und Besucher in dieses wunderbare DenkSehHör-Labyrinth hineinzuverlocken!
Prof. Dr. Christina Aus der AuTheologische Geschäftsführerin am Zentrum für Kirchenentwicklung, Universität Zürich
Zeit ist eine fundamentale Dimension unseres Lebens, in physikalisch-biologischer wie auch in geistiger Hinsicht. Entsprechend gibt es ein Bedürfnis, über Zeit nachzudenken und Zeit auch in besonderer Weise zu gestalten und zu erleben. Und genau dem kommt das Zeitfestival durch seine Mischung aus Musik- und Gesprächsveranstaltungen in wunderbarer Weise nach.
PD Dr. Dr. Norman SierokaPhilosoph und Physiker, ETH Zürich
Z | Dienstag 10. April, 19.30 Uhr | ZEITGESPRÄCHE “über die Zeit hinaus” | Gesprächsrunde, Uraufführung und Diskussion |
E | Mittwoch 11. April vormittags | MOMO | interaktives Musiktheater für Schulklassen |
I | Mittwoch 11. April, 19.30 Uhr | SPHÄRENMUSIK | Installation und Performance |
T | Donnerstag 12. April vormittags | MOMO | interaktives Musiktheater für Schulklassen |
F | Donnerstag 12. April, 19.30 Uhr | DANSE MACABRE | Konzert, Texte, Tanzperformance |
E | Freitag 13. April, 18.30 Uhr | AGGREGATE | Vernissage Marina Woodtli |
S | Freitag 13. April, 20.00 Uhr | GÖTTER DES PLANETEN ERDE | Poetry Slam |
T | Freitag 13. April, 22.00 Uhr | LEMNISCATE | Jazzkonzert: Arthur Hnatek solo |
I | Samstag 14. April, 10.00 Uhr | WELTRAUMSOUNDS | Komponierkurs für Kinder im Alter von 5-9 Jahren |
V | Samstag 14. April, 19.30 Uhr | GENIUS | Konzert |
A | Samstag 14. April, 22.00 Uhr | SOUND OF SILENCE | Stilles Konzert |
L | Sonntag 15. April, 15.00 Uhr | PROFESSOR AETERNUS FÄLLT INS ALL | interaktives Konzert für Kinder ab 4 Jahren |
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